Peer Gessing, FACE, 2018
Theorie und Philosophie von Kunst / Research on new-media-painting / contact: artandexit@gmail.com Kontakt für Ausstellungen: artandexit@gmail.com
Monday, July 02, 2018
Thursday, January 25, 2018
Literatur und konkrete Poesie - Peer Gessing
„Briefe aus dem Jahr 4000: vorwärts und rückwärts“ wurde erstmals im
Januar 2017 veröffentlicht und lässt die bis dahin geschilderte Zeit ab
der Buchmitte wieder rückwärts laufen. Als Stilmittel ergibt sich
dadurch eine Rhythmisierung des Textes, der auch als Theateraufführung
fungieren könnte. 100 Briefe eines beobachtenden Ichs, dessen
Wahrnehmungen kontingent sind. Denn in der Mitte des Romans werden diese
Beobachtungen Satz für Satz von hinten nach vorne notiert – und sie
sind genauso wahr oder eben auch nicht wahr wie die anderen. Vorwärts
und rückwärts ist die Bewegung, die der Mensch tausendfach erlebt hat,
auch metaphorisch. Dass sich die Welt dabei weiterdreht, stört diese
Bewegung nicht, denn ein Sprachexperiment ist losgelöst von Zeit und
Raum. Und deswegen spielt es auch keine Rolle, ob es Briefe aus dem Jahr
4000, 2000, 1990 oder 1960 sind. Doch dann blitzt die Utopie hervor,
die sich in ihrer fiktiven Gesellschaftsordnung nicht an zeitgenössische
historisch-kulturelle Rahmenbedingungen gebunden fühlt: „Man hat die
Schienen umgedreht, um den Erfordernissen zu genügen. Unter ihnen Gräben
gezogen, Stützen gebaut, die Seitenwände stabilisiert. Die Fahrgäste
sind nicht angeschnallt, weil die Erde in den Machtbereich eines
riesigen Planeten eingedrungen ist. […] Jetzt suchen alle nach
Konzepten, wie man die Gravitationskräfte umkehren könnte.“ (4388)
„Briefe aus dem Jahr 3000“ wurde erstmals im April 2017 veröffentlicht. Der Roman versteht sich als Fortsetzung der „Briefe aus dem Jahr 4000“. Hier sind 100 Briefe eines Ichs über das Leben, das Lieben, das Schicksal und das Alltägliche gereiht, die dann im Akt der Dekonstruktion rückwärts laufend auf einen zentralen Satz hin verkürzt werden und damit die Zerbrechlichkeit dieses Gedankenexperiments und vielleicht auch unseres Lebens zeigen. Der „Atlas des Lebens“ vereint eine Sammlung thematisch und inhaltlich zusammenhängender Briefe, bei denen sich der Leser weniger auf die Herausforderungen, die die Lektüre utopischer Literatur verlangt, einstellen muss, als vielmehr auf ein Experiment der Kreativität.
„Perfection for you“, ein zweisprachiger Band, wurde ebenfalls im April 2017 veröffentlicht und stellt ein Konzept maximaler Reduktion vor. Es ist ein Skizzenbuch für den Leser, der nun selbst zum Autor wird. Damit ruft Peer Gessing seine Leser und Rezipienten auf, als heutige Generation aktiv an der kreativen Weiterentwicklung der Welt mitzuwirken. Die Paten für dieses Buch sind u.a. [[Reinhard Döhl]], Autor und Künstler, der Gessing während seiner Stuttgarter Universitätszeit als Mentor unterstützte sowie [[Pythagoras]] und [[Ad Reinhardt]]. Gedichte, Stichwortzettel, Befehle kommen ohne Verben aus. Gefühle können eigentlich nie ohne Verben ausgedrückt werden. Beschreibungen ohne Adjektive entbehren der Anschauung. Rezepte ohne Zahlen sind hübsch zu lesen, verfehlen aber ihre Funktion wie ein Atlas ohne Karten. Oder aber sie zeigen die Offenheit eines Experiments, das den Leser nicht nur zum Rezipienten macht, sondern auch zum Autor und Interpreten. Ein Buch nun mit 100 Zahlen, das vorgibt eine Sammlung zu sein, wird es erst in dem Moment, wenn der Leser zum Autor wird. Spannend wird es, wenn der Leser, zum Autor geworden, als impliziter Autor schreibt und die Erwartungserwartungen eines anderen impliziten Lesers und Autors meint erfüllen zu müssen. Die Folgen und Stufen der Gedanken enden dann vielleicht in einer Übereinkunft, einer Synthese, der Spitze der Pyramide, bei der die Addition von vier Ziffer (1 + 2 + 3 + 4) ein Dreieck ergibt und alle Paradoxie vereint und gelöst erscheint.
120 Spiegelgedichte hat Peer Gessing online publiziert. Als Königsdisziplin der Poesie besteht die Spezialität der Spiegelgedichte (s. auch [[Palindrom]]) nicht nur in der spielerischen Möglichkeit, diese vom Anfang wie vom Ende lesen zu können. Die strenge Vorgabe der Symmetrie mündet schnell in sprachinternen Hindernissen und erfordert eine besondere sprachliche Sensibilität beim Autor.
„Briefe aus dem Jahr 3000“ wurde erstmals im April 2017 veröffentlicht. Der Roman versteht sich als Fortsetzung der „Briefe aus dem Jahr 4000“. Hier sind 100 Briefe eines Ichs über das Leben, das Lieben, das Schicksal und das Alltägliche gereiht, die dann im Akt der Dekonstruktion rückwärts laufend auf einen zentralen Satz hin verkürzt werden und damit die Zerbrechlichkeit dieses Gedankenexperiments und vielleicht auch unseres Lebens zeigen. Der „Atlas des Lebens“ vereint eine Sammlung thematisch und inhaltlich zusammenhängender Briefe, bei denen sich der Leser weniger auf die Herausforderungen, die die Lektüre utopischer Literatur verlangt, einstellen muss, als vielmehr auf ein Experiment der Kreativität.
„Perfection for you“, ein zweisprachiger Band, wurde ebenfalls im April 2017 veröffentlicht und stellt ein Konzept maximaler Reduktion vor. Es ist ein Skizzenbuch für den Leser, der nun selbst zum Autor wird. Damit ruft Peer Gessing seine Leser und Rezipienten auf, als heutige Generation aktiv an der kreativen Weiterentwicklung der Welt mitzuwirken. Die Paten für dieses Buch sind u.a. [[Reinhard Döhl]], Autor und Künstler, der Gessing während seiner Stuttgarter Universitätszeit als Mentor unterstützte sowie [[Pythagoras]] und [[Ad Reinhardt]]. Gedichte, Stichwortzettel, Befehle kommen ohne Verben aus. Gefühle können eigentlich nie ohne Verben ausgedrückt werden. Beschreibungen ohne Adjektive entbehren der Anschauung. Rezepte ohne Zahlen sind hübsch zu lesen, verfehlen aber ihre Funktion wie ein Atlas ohne Karten. Oder aber sie zeigen die Offenheit eines Experiments, das den Leser nicht nur zum Rezipienten macht, sondern auch zum Autor und Interpreten. Ein Buch nun mit 100 Zahlen, das vorgibt eine Sammlung zu sein, wird es erst in dem Moment, wenn der Leser zum Autor wird. Spannend wird es, wenn der Leser, zum Autor geworden, als impliziter Autor schreibt und die Erwartungserwartungen eines anderen impliziten Lesers und Autors meint erfüllen zu müssen. Die Folgen und Stufen der Gedanken enden dann vielleicht in einer Übereinkunft, einer Synthese, der Spitze der Pyramide, bei der die Addition von vier Ziffer (1 + 2 + 3 + 4) ein Dreieck ergibt und alle Paradoxie vereint und gelöst erscheint.
120 Spiegelgedichte hat Peer Gessing online publiziert. Als Königsdisziplin der Poesie besteht die Spezialität der Spiegelgedichte (s. auch [[Palindrom]]) nicht nur in der spielerischen Möglichkeit, diese vom Anfang wie vom Ende lesen zu können. Die strenge Vorgabe der Symmetrie mündet schnell in sprachinternen Hindernissen und erfordert eine besondere sprachliche Sensibilität beim Autor.
Thursday, January 11, 2018
Chinese culture meet Japanese tradition - overpainting Peer Gessing 2017-18
PEER GESSING - 2017-18
Rollbilder - Übermalung
Kakemono - overpainting
Basierend auf seiner Sammlung antiker Rollbilder, im Japanischen Kakemono,
entstanden in den letzten Jahren zahlreiche Übermalungen. Anfangs
sammelte und präsentierte Peer Gessing die Rollbilder noch in ihrer
ursprünglichen Funktion, indem er für den jeweiligen Anlass (z.B.
Teezeremonie, Gäste, Jahreszeit) ausgewählte Stücke entrollte und im
privaten Wohnumfeld – Flur, Wohnzimmer oder Atelier aushängte. Aus
Respekt gegenüber den traditionsreichen Stücken wagte er sich erst nach
fünf Jahren an deren Übermalung.
Die Übermalung gestaltet sich als langsamer Prozess, in dem
Gessing individuell auf die speziellen Vorgaben reagiert, die sich aus
dem Material (Stoff, Papier oder Seide, Tusche), aber auch dem Stil
ergeben. Der Aufbau der Rollbilder folgt genauen Regeln, die den Bereich
der Malerei als Honshi, den Bereich darüber und darunter als Tenchi
sowie deren Umrandung als Chúmawashi und den Zierstreifen als Abschluss,
als Ichimonji, festlegen. Diese Vorgaben bricht Gessing mit seiner
Übermalung auf, indem er alle Areale miteinander verbindet. Durch die
Setzung geschlossener und offener Farbflächen in zurückhaltender
Farbigkeit greift Gessing in das vorhandene Bild ein, ohne es
auszulöschen. Mal folgt er der filigranen Reduziertheit der japanischen
Meister, mal platziert er ausladende, raumgreifende Formen als
Kontrast. Malerische Aspekte antworten auf kalligraphische Bereiche,
Leerflächen auf breite Pinselstriche, vergrößerte Gesichter auf zarte
Landschaften. Durch die Transformation würdigt Peer Gessing die
Jahrtausende alte Hochkultur der Rollbilder und überführt sie
gleichzeitig in das Hier – 21. Jahrhundert und Jetzt – europäischer
Kulturkreis.
Seine Rolle als Sammler, der die Rollbilder aufbewahrt, auswählt,
präsentiert und danach wieder verstaut, erweitert er um den aktiven
Aspekt des Malens, das sich vor dem Hintergrund seines Werkes und seines
Wesens als stringente und verlässliche Konsequenz erweist. Eigens für
die Rollbilder hat Gessing einen Stempel entwickelt, mit dem er die
Autorenschaft der Übermalung kennzeichnet.
PEER GESSING - 2017-18
Rollbilder - Übermalung
Kakemono - overpainting
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